Generell kann man davon ausgehen, dass alle, die nicht shoppen arbeiten unzwar als Verkäufer. Und wenn sie nicht als Verkäufer arbeiten, dann sind sie Polizisten, denn die Leute fahren an diesem Tag wie die Bekloppten. Normalerweise brauchen wir für die Strecke 20min aber heute waren soviele unterwegs, dass wir stattdessen mehr als eine halbe Stunde gebraucht haben. Innerhalb dieser Zeit sind wir an drei oder vier Unfällen vorbeigefahren. Meistens waren das Auffahrunfälle, weil niemand auf den Abstand geachtet hat, weil niemand es niemanden gegönnt hat sich einzufädeln, weil es ja jemand ist, der dann 3 Sekunden vorher am Einkaufszentrum ankommt.
Warum an dem Tag? Es ist der 26. Dezember, was hier der Boxing Day ist.
Sowas gibt es in den USA auch (juhuu wieder was amerikanisches in dieser Kultur entdeckt). Allerdings wird das in den USA auch noch eine Ecke heftiger gefeiert. Das weiß ich aus einem Blog von einem anderen Austauschschüler in den USA. Er schreibt in seinem Eintrag von Geschäften, die von Mitternacht bis Mitternacht geöffnet haben und von Rabatten, die unschlagbar sind.
Hier ist das nichts ganz so übertrieben, trotzdem fand ich das ziemlich komisch, dass man vor den Geschäften darauf gewartet hat, dass diese öffnen. Wir haben eine Viertelstunde vor einem Laden gewartet, der Winterklamotten verkauft, bevor der überhaupt geöffnet hat. In dieser Zeit sind Verkäufer aber rein und raus gelaufen und haben immer die Tür wieder abgeschlossen. Man hat gesehen, dass sie gewartet haben, aber trotzdem wurde die Tür nicht vor Punkt 13:00h aufgemacht. Ich fand mich schon ein bißchen komisch. Normalerweise kennt man das ja nur von Freaks, die DAS neue Computerspiel haben wollen und deswegen vor dem Geschäft campen. Gecampt haben wir zwar nicht, aber trotzdem standen wir in einer kleinen Menschenmenge vor dem Geschäft und die anderen sind da auch wie von der Tarantel gestochen reingerannt und haben rumgewühlt. Wie im Film! Ich fand das einfach nur lustig. Ich wollte in dem Laden nichts und habe mir das Treiben einfach mal aus sicherer Entfernung angeschaut. Meine Gastmutter hat schöne Schnäppchen geschlagen bei de Winterklamotten für meine Geschwister. Aber natürlich hört man nicht nach einem Geschäft auf. Bevor wir ins überfüllte Einkaufszentrum gefahren sind, haben wir mein Weihnachtsgeschenk von mir an mich gekauft.
-neue Schlittschuhe!
Ich fand sie ziemlich teuer, aber alle meinen ich hätte ein tolles Schnäppchen geschlagen. Naja, jetzt kann ich mir sicher sein, dass ich wirkliche Qualität habe. Mit Schlittschuhen aus Deutschland sind diese hier echt nicht zu vergleichen. Es war das billigste Paar in meiner Größe in dem ganzen Laden und trotzdem bin ich der Meinung, das ich Professionellsten haben werde, wenn ich sie zurück mit nach Deutschland nehme. Ich habe schon beim Anprobieren bemerkt, dass diese anders sind als meine "Alten" in Deutschland. Weil diese hier das letzte Paar waren hat der Verkäufer sie die ganze Zeit mit mir durch den Laden geschleppt, als wir noch andere gesucht haben, weil er Angst hatte, das in dem Kaufrausch jemand anders sich die schnappen könnte. Glück gehabt :)
Als ich mich entschieden habe, diese zu nehmen hat der Verkäufer die Schlittschuhe genommen und zum Schleifen gebracht während ich bezahlen war. Er meinte wenn ich an der Kasse mit dem Karton durch bin, dauert das noch 5min bis ich meine Schlittschuhe in Empfang nehmen kann. Als ich dann nach der langen Schlange endlich dran war (ist ja Boxing Day da dauert das immer etwas länger) und meine Schlittschuhe holen wollte sagte man mir, dass es noch dauern kann, meine Schlittschuhe stehen da zwar schon im Regal, aber andere warten davor schon. Es würde noch 45min dauern. (wir sind daraufhin gefahren und haben beschlossen am Ende des Tages zurückzukommen und erst die anderen Sachen zu shoppen)
Vielleicht veranschaulicht euch dieses Beispiel, wie verrückt die Leute einkaufen am Boxing Day.
Schnell mal eben einkaufen oder bummeln.... keine Chance!
Allerdings war es im Einkaufszentrum noch mal eine Ecke schlimmer. Als ob die Menschen nicht schon genug Geschenke zu Weihnachten bekommen hätten! Wer jetzt an Geschenke umtauschen denkt, dem sei gesagt, dass an diesem Tag kein einziges Geschenk umgetauscht wurde. Das macht man nämlich nicht am Boxing Day, denn das kostet zu viel Zeit. Aber da merkt man wie durchgeknallt Menschen werden können wenn es um Rabatte wie 60% geht. Ich habe mich mit meiner Gastschwester zusammengetan, weil wir beide nichts bestimmtes kaufen wollten und haben meine Gastmutter dem Boxing-Wahn überlassen. Wir haben versucht gemütlich zu schlendern und nur ein wenig zu schauen... UNMÖGLICH!
Wir wollten uns in ihrem Lieblingsklamottengeschäft mal ein bißchen amüsieren, aber wir kamen noch nicht einmal rein! Vor dem Laden war eine lange Schlange und die "Türsteherin" hat nur Leute reingelassen, wenn welche den Laden verlassen haben. Und es waren nicht nur 5 Menschen, die draußen gewartet haben. Wenn es soviele gewesen wären, hätten wir uns angestellt aber es waren bestimmt 30!
Wir haben dann stattdessen uns die Zeit im ruhigeren Teil des Einkaufszentrum bei einem Slush vertrieben. Das war der Teil mit den Restaurants. Normalerweise sind da mehr Leute, aber anscheinend waren die an dem Tag alle mit shoppen beschäftigt.
Ausblick von dem ruhigeren Teil des Einkaufszentrum auf den ruhigeren Teil. Trotzdem noch viele Leute |
Überall Leute! Parkplatz finden ist auch fast unmöglich. An diesem Tag standen Leute auf dem Parkplatz, die Autos eingewiesen haben wie auf Messen. Das Glück und das Geschick meiner Gastmama hat den Tag sehr erträglich gemacht. Sie hat sehr gut kalkuliert und wir sind dem Stau, der entstanden ist, als die Geschäfte geschlossen haben, super entkommen. Wären wir 10min später losgefahren, hätten wir über eine halbe Stunde gestanden. Wir haben von der Autobahn den Stau gesehen, der seinen Anfang am Einkaufszentrum hatte.
Warum gibt es keinen Tag in Deutschland, wo alle Geschäfte super Rabatte haben?
Ich fand das zwar ein wenig stressig, aber irgendwie auch absolut sinnvoll.
Weihnachten wurde also mit diesem Tag meiner Meinung nach eher unweihnachtlich verabschiedet.