Stellen wir uns einmal einen Polizisten vor, der eine Demonstration überwacht. Wie steht er da?
Seine Füße stehen mindestens hüftbreit auseinander und das Gewicht ist auf beiden Beiden gleich verteilt. Er hat seine Schultern zurückgenommen und steht dadurch aufrecht.
Warum steht er gerade so da?
Er muss in jedem Fall selbstsicher wirken, damit sich niemand traut ihm dumm zu kommen. Je nachdem, was er mit seinen Armen macht, wirkt er sogar bedrohlich.
Stellen wir uns nun eine nervöse Schülerin bei einem Referat vor der Klasse vor. Wie steht sie?
Wahrscheinlich entlastet sie ein Bein, steht nicht frontal zur Klasse, sondern ein wenig gedreht. Sie verlagert immer das Gewicht von dem einen auf das andere Bein und ihr Blick ist bestimmt immer unter Augenhöhe der Zuhörer, sodass ihr Kopf leicht gesenkt ist und ihre Schultern leicht nach vorne fallen. Passend wären jetzt noch offene Haare, hinter denen sie sich versucht zu verstecken und ein leichtes Tigern, was vermuten lässt, dass sie einen Ausweg sucht und nur noch der Situation entfliehen möchte.
Warum steht sie so da?
Ihr ist die Situation unangenehm und zweifelt wahrscheinlich an ihrem Wissen und kann das Wissen, dessen sie sich sicher ist, nicht verkaufen. Alles an ihr schreit nach Unsicherheit und eigentlich will sie nur erlöst werden bzw. auf mysteriöse Weise verschwinden und am besten im Boden versinken.
Als ich in die Oberstufe kam, habe ich mich bei Referaten und Präsentationen immer eher wie die beschriebene Schülerin hingestellt. Seit ein paar Monaten bemerke ich aber das Phänomen, dass ich teilweise bis oft vor der Klasse die breitbeinige Pose einnehme, wenn ich einen Vortrag halten soll. Meine Knie sind durchgedrückt und ich stehe ziemlich fest, während ich aufrecht stehe und meine Schultern zurücknehme.
Der Übergang von der einen zur anderen Vortragshaltung fand parallel mit dem Wiedereinstieg im Laufen und den persönlichen Erfolgen bei Strecke und Zeit statt. Anfangs dachte ich, dass es mit den arbeitenden Muskeln zu tun haben könnte und meine Beine jetzt keine Entlastung mehr bräuchten, sondern ich langsam eine "Grund-Körperspannung" entwickelte.
Langsam glaube ich aber nicht, dass es an meinen Muskeln liegt, sondern vielleicht eher daran, dass ich durch die durch das Laufen errungenen Erfolge mehr Selbstbewusstsein erlangt habe und noch ein Stück selbstsicherer auftrete (und ich war vorher auch nicht schüchtern, sondern hatte schon ordentlich Selbstbewusstsein).
Und das freut mich ungemein.
Laufen kann echt das Leben verändern!
PS: Nein, ich gedenke nicht Psychologie zu studieren, aber ich bin in der TheaterAG unserer Schule und liebe es, sich in neue Rollen reinzufinden und das Innere nach außer zu kehren.
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