Dienstag, 5. Februar 2013

Wie Kanadier die Deutschen sehen

Das bekannteste Vorurteil gegenüber den Deutschen ist bestimmt, dass alle blond sind.

Ich habe mal irgendwo gehört, dass in Deutschland 15% blond sind. Google gibt leider nach einer schnellen schlampigen Recherche keine gute Antwort. Es weiß aber, dass nur 2% der Weltbevölkerung blond sind.
Ich muss sagen, dass mir das blond hier nicht wirklich fehlt. Es sind zwar etwas weniger, aber ich sehe immer noch genug hellhaarige Menschen in der Schule. Meiner Meinung ist das ungefähr genauso wie in Deutschland. Eine kanadische Freundin, die gerade einen 3-Monatsaustausch nach Deutschland gemacht hat, sagt genau das Gegenteil: "so viele blonde Menschen, so viele mit so schönen Haaren bei euch."
Wir haben uns mal in einer Gruppe darüber unterhalten und die anderen sind zum Ergebnis gekommen, dass es hier zwar blonde gibt, aber das Blond der Deutschen viel schöner und heller ist.
Dabei präsentieren wir auch sehr schön den Stereotyp: wir sind vier deutsche Mädchen an unserer Schule und drei davon sind blond. Das andere Mädchen hat eine costaricanische Mutter und ist somit aus dem Schneider.


Außerdem wurde mir gesagt, dass man laut Vorurteil eine lange spitze Nase hat... Warum auch immer... Der Junge, der mir das gesagt hat, konnte sich das auch nicht erklären und fand auch, dass dieses Vorurteil gar nicht hinkommt (Vorurteil ausgeräumt; Mission Schüleraustausch geglückt)


Man wird aber immer noch mit Hitler assoziiert, was hier aber keiner böse meint. Für sie ist das nur ein Witz; für die Deutschen ist es bitterer Ernst und man schämt sich und traut sich nicht zu lachen. Witzig wird es allerdings irgendwie doch, wenn man den anderen hier ein wenig Deutsch beibringt. Sie fragen zum Beispiel gerne, wie man "guten Tag" sagt. Wenn sie es dann selber aussprechen hört sich das an wie in einer Kaserne, wenn angetreten wird und dann der erste, der vortreten muss, sagt "Guten Tag, Herr Oberbefehlshaber". Könnt ihr euch das vorstellen, wie ich das meine?
Egal, welches Wort, welcher Satz, welche Redewendung... es klingt immer scharf, knallhart und diszipliniert (wenn dies das richtige Wort ist).


Wir schauen gerade in Englisch "Charlie und die Schokoladenfabrik. (Das Leben kann so gütig sein; zur Erinnerung: ich gehe in die Abschlussklasse einer französischen High-School in Kanada und habe da den schwersten Englischkurs. Meine Freunde in Deutschland schlagen sich mit Shakespeare rum) Wer den Film schon einmal geguckt hat weiß, dass fünf Kinder von überall auf der Welt ein goldenes Ticket für eine Besichtigung einer Schokoladenfabrik bekommen. Diese Tickets sind in Schokoladentafeln versteckt. Unter diesen fünf Kindern befindet sich ein Verfressenes, dass das Ticket nur findet, weil es hineingebissen hat. Er ist der, der in den Schokoladenfluss fällt und dann mit der Schokolade eingesaugt wird, die verarbeitet werden soll.
Quelle: http://images3.cinema.de

Wenn die Kinder das erste Mal im Film vorgestellt werden, erscheint unten im Bild das Land und die Stadt, wo das Kind wohnt. Ihr könnt es euch denken: Augustus Gloop (oder auch Glupsch) ist Deutscher.
Ich saß im Klassenraum und schaute beschämt an mir runter in der Hoffnung, dass niemand sich anschaut, woher die Kinder kommen und schreit "Hey, that's Germany!" (meine Freundin hat mich danach drauf angesprochen, dass sie das bemerkt hatte). Ich habe mich schon ein wenig geschämt dafür, dass dieses Kind deutsch sein sollte und in diesem Fall unsere Nation vertritt. Aber besonders geschämt habe ich mich, weil ich immer die Erste bin, die den Kopf reckt, wenn jemand in 32 Meilen Entfernung das Wort Schokolade flüstert. Ich liebe Schokolade (hier irgendwie noch mehr als in Deutschland) und konnte somit leider nicht widerlegen, was da vorne an die Tafel projiziert wurde.

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