Morgen ist es schon zwei Wochen her, dass ich das erste Mal meine Uni gesehen und betreten habe. Fast zwei Wochen wohne ich mittlerweile auf dem Campus. Eigentlich hatte ich in den letzten zwei Wochen recht wenig zu tun, allerdings habe ich gleichzeitig zu viel zu tun gehabt, um überhaupt zur Ruhe zu kommen.
Am ersten Tag waren lediglich die internationalen Studenten und sehr wenige Franzosen auf dem Campus. Genug Platz und Ruhe, um eine Tour in der Uni zu machen. Das war am Donnerstag und Freitag. Am Samstag hat man dann ganz plötzlich Franzosen auf dem Campus gesehen, die einen Pool aus Strohballen aufgebaut haben: eine Vorwarnung für die kommende Woche.
Montag Morgen wurde der friedliche Campus von Erstsemestlern überfallen und die Integrations- bzw. Orientierungswoche begann. Es folgten sechs Tage Kulturschock für mich. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, einen Kulturschock in Frankreich zu erleiden. Mental war ich darauf vorbereitet, Schnecken und Froschschenkel in der Kantine zu finden. Bisher blieb mir diese Erfahrung aus, aber dafür habe ich Franzosen gesehen, die mittags um 12 schon sturzbesoffen waren und fast alles erdenklich lebensmüde getan haben, was ich mir nur vorstellen kann.
Während mein vorsichtiges deutsches sicherheitsliebendes Ich sich den Strohballenpool anschaut und feststellt, dass das Wasser noch nicht mal Hüfthoch ist, klettert der Franzose auf einen Tisch, was er als Sprungbrett nutzt und macht mit einem riesigen Sprung einen Bauchklatscher, der von allen Seiten gefeiert wird. Mein deutsches Ich fragt sich, welchen Sicherheitsnormen diese ganze Konstruktion entspricht, und der Franzose grölt und macht einen Salto in den Pool. Daraufhin frage ich mich, wie er es schafft in so flachem Wasser, sich nicht die Beine zu brechen und die Franzosen fangen an, eine Arena aus Strohballen zu errichten. Ich denke darüber nach, ab welcher Höhe so etwas gesichert werden muss und die Franzosen fangen an sich auf dem obersten Strohballen zu schubsen.
Mit dem großen Arenaspektakel hat dann aber auch der Spuk der Einführungswoche geendet und seit dieser Woche ist es wieder ruhiger auf dem Campus. Die Uni hat für fast alle Semester bzw. Klassen begonnen und fast alle Häuser auf dem Campus sind nun bewohnt
. Der einzige Jahrgang der fehlt ist meiner. Ich darf diese Woche noch entspannen und habe nur Intensiv-Französischkurse, damit ich bis nächste Woche auf ein entsprechendes Niveau komme und schnell mitkommen kann.